Marco Beck
Leiter der Abteilung für Literatur von Edizioni San Paolo



Die Hochzeit zwischen Büchern und dem Fernsehen


Ich mochte das Fernsehen nie. Es war für mich immer ein sich bewegender Gegner der Verlagswelt, meiner Bestimmung, Königin meiner Vorliebe für Kultur. Die Zuschauerzahlen des Fernsehens, verglichen mit der traurig kleinen Zahl von Lesern in Italien, bestürzten mich, provozierten mich und machten mich neidisch. Ich bin skeptisch, besonders gegenüber TV-Serien, die heutzutage unverhältnismäßig bekannt sind, im Vergleich zu den vielen weniger bekannten Büchern, welche nicht wie Camilleri, Eco, Grisham, Follett, Tamaro usw... auf den Bestsellerlisten stehen.
Doch an einem Tag im Herbst 2000 sagte ich selbst zu einem Journalisten in einem Büro der Famiglia Cristiana in Mailand: "Weißt du, Don Matteo, die moderne Version von Pater Braun von Chesterton, ist nicht schlecht. Ich selbst hab ein paar Folgen gesehen. Und ich muss dazu sagen, dass sie sehr gut sind und richtig professionell. Und wer hätte je gedacht, dass Terence Hill, der Cowboy des Italienischen Western und Partner von Bud Spencer in vielen Aktion Komödien, einmal einen Pfarrer darstellen würde und das nur durch sein gutes schauspielerisches Können, ohne Einsatz seiner Muskeln, dafür aber Gefühle zeigt, Glauben und Verstand mit solcher Reserviertheit, Friedlichkeit und Freundlichkeit. Die anderen Schauspieler sind auch großartig: Maresciallo Cecchini, dargestellt von Nino Frassica, Flavio Insinna, der den Capitano Anceschi spielt, Haushälterin Natalina, Kirchendiener Pippo, der Junge Nerino." "Da sind sie nicht der Einzigste", sagte der Journalist. Und mit einem Lächeln auf den Lippen druckte er von seinem Computer eine Seite der Internetseite von Lux Vide aus. Er zeigte mir die Zuschauerzahlen der ersten Staffel von Don Matteo. Ich sah Zahlen, die zwischen sieben und acht Millionen Zuschauern lagen. Ich glaube, ich bin weiß angelaufen. Aber ich schaffte es, dem Journalisten zu sagen, wie sehr ich, paradoxerweise, zufrieden war:
"Endlich eine intelligente TV-Serie, die einem zeigt, wie man wie ein guter Christ lebt, und das sehr erfolgreich, wie die Zuschauerzahlen bestätigen." Das war vorerst alles. Damals gab es die Idee über dieses Buch noch nicht. Es war zu früh dafür.
Der nächste Schritt meiner persönlichen "Don Matteo Story" war in der Toscana, in Montevarchi. Eine wunderbare katholische und kulturelle Einrichtung, die Gemeinschaft von San Leolino, organisierte im Mai 2001 eine Veranstaltung mit dem Thema: "Und wer denkst Du bin ich? Ein Christ der Literatur, der Kunst, des Films und der Medien?". Ich habe einen Vortrag gehalten, pessimistisch über die Balance, optimistisch über die Zukunft des derzeitigen Standes der religiösen Literatur oder der Literatur über Christen. Ein anderer Redner, der informiert und ungezwungen war, sprach über das versteckte und offensichtliche Dasein von Jesus Christus in Handlungen einiger berühmter Filme. Er sprach auch über aktuelle Fernsehfilme und über seine Produktionsfirma und er zitierte Bemerkungen aus der TV-Serie "Don Matteo". Dieser junge Mann war Luca Manzi und er ist einer der energischen Manager von Lux Vide, hauptsächlich bekannt für deren eindrucksvolles Bibel Projekt. Dann verging ein Jahr. Im März 2002, sah ich eine kleine Anzeige in der italienischen Nachrichtensparte von Famiglia Christiana. Sie gab den Beginn der Dreharbeiten zur dritten Staffel von Don Matteo bekannt, nachdem die zweite Staffel im vergangenen Herbst sehr erfolgreich war. Dann ging mir das sprichwörtliche Licht auf. Ich sah ein Foto von Terence, er hatte dieses entwaffnende Lächeln im Gesicht und die Mütze des Pfarrers auf. Dadurch erinnerte ich mich an die Rede von Luca Manzi. Und eine innere Stimme sagte mir: "Warum versuchst Du nicht eine Beziehung zwischen gedruckten Worten und dem Bildschirm herzustellen? Normalerweise gibt es erst ein Buch, einen Roman oder eine Kurzgeschichte, dann den Kino- oder Fernsehfilm, der den literarischen Text als Basis für ein Drehbuch nimmt. In diesem Fall würde es umgekehrt geschehen: wir nehmen die Drehbücher, die von sehr guter Qualität sind, und formen sie um, erweitern sie, vertiefen sie und bringen sie auf die Größe einer Lang- oder Kurzgeschichte." In meinen Gedanken habe ich mir nur die Synergie zwischen zweier verschiedener Medien vorgestellt, beide christlich inspiriert, verschieden in ihrer Sprache, aber doch auf dem selben Grund und Boden kultureller Werte, Ethik und Spiritualität verwurzelt.
Hätte ich Luca Manzi in Montevarchi nicht getroffen, hätte ich nicht gewusst, wem ich mein Projekt vorschlage. Aber glücklicherweise, war der Mittelsmann auf meiner Seite. Und er gab meiner Idee sofort eine enthusiastische Antwort. Wir trafen uns in Rom, sprachen und diskutierten, befassten uns schon mit der Planung und verhandelten dann mit unseren jeweiligen Vorgesetzten. Liebe auf den ersten (oder besser zweiten) Blick. So wurde die Partnerschaft zwischen Edizioni San Paolo di Cinisello Balsamo (Mailand) und Lux Vide - Rom, der talentierten Familie Bernabei, geboren. Und dank der Assistenz von Alessandra Caneva, der talentierten Drehbuchautorin und Autorin des neuen Buches, mit Texten, übernommen von den originalen Drehbüchern, war alles perfekt. Und in Rekordzeit wurde Anfang Oktober 2002 zusammen mit dem Beginn der Ausstrahlung der dritten Staffel das erste Don Matteo Buch herausgebracht. Es beinhaltet zwei Geschichten, die auf den Episoden La strategia dello scorpione und La rosa antica basieren.
Terence Hill verstand das besondere Potential der Texte dieses Buches. Der in seiner wunderbaren Rede über das Buch, ein wenig Italienisch und Englisch dachte, ausdrucksvolle Fantasie nutzte, vielleicht beeinflusst von seinen großen Leinwandrollen: "Im Buch haben die Charaktere und Leser mehr Raum, um ihre Beine auszustrecken, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen und um tiefer in die Welt von Don Matteo einzutauchen." Bravo, Terence. Du hast, was man als Verleger braucht. Du hast viele Talente, die du mir in Deinem ersten Telefonat mit mir, in meinem Büro in Cinisello, vorgestellt und später bestätigt hast, während der Bearbeitung des Buches, der erkenntnisreichen Diskussion, mit mir und meinen Kollegen, über die Korrektur, das Design des Covers, der Fotografien, der Slogans, der Promotion und Werbung und so weiter. Schließlich kam das erste Telefonat mit Terence im September: lässig, von Beginn an freundlich, offen und mit dem sofortigen Angebot von ihm "Du" zu ihm zu sagen, wie es in Italien untereinander üblich ist. Es war nicht leicht für mich genauso entgegenkommend zu sein, als ich der berühmten Stimme des Italoamerikaners zuhörte, einer Art Doppelikone: der Ikone Terence Hill, Protagonist tausender Filmabenteuer meiner Kinder, als sie noch klein waren, später als junge Erwachsene und heute als Mann und Frau; und der Ikone Don Matteo, dem Pfarrer, der mehr väterlich oder brüderlich ist, als man sich vorstellen kann, ein idealer Gemeindepfarrer, den auch die überzeugtesten Atheisten gern kennenlernen und zu sich einladen würden.
Ich muss sagen, dass, als ich das erste Mal mit Pater Terence sprach, ich meine, Entschuldigung, Herrn Hill, er meinen Namen sagte, als wäre ich ein alter Freund von ihm. Er erzählte mir seine Eindrücke, nachdem er das Buch gelesen und das Cover gesehen hatte. Das war die emotionalste Erfahrung in meiner Karriere. Und das sage ich ohne jede Übertreibung. Wirklich, glauben Sie mir. Ich war nicht so außer mir vor Freude, als ich vor Eugenio Montale saß oder die Hand von Jorge Luis Borges geschüttelt habe. So ein Gefühl hatte ich noch nie erlebt, als ich schließlich an jenem Tag im Hauptsitz von Rai, in der Viale Mazzini, als die dritte Staffel präsentiert wurde, die Hand von wem schüttelte? Na? Terence Hill, natürlich!
Nun, heute schüttelte ich unserem multimedialen Helden erneut die Hand. Diesmal in Gubbio, inmitten seiner Freunde, Fans und Kollegen, in einem Umbrien, überfüllt mit künstlerischer und natürlicher Verführung. Ich bin mir sicher, dass es hier kein anderes Gefühl als Freude geben wird. Ernsthaft, abgesehen von der Arbeit, eine riesige Freude.


Marco Beck



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