Freitag, der 13 Juni 2003, - Interview mit dem Star der TV Serie Don Matteo, gefilmt in Gubbio.
Terence, seine Augen sind der Spiegel seiner Seele
Vom freundlichen Pfarrer, zum finster drein grinsenden Ganoven
von Cosetta Bauce
Blitzendes Sonnenlicht lässt den Piazza Grande im klassischen Panorama erstrahlen. Ein Sonnenstrahl anderen Ende scheint auf den Palast des Konsuls. Ein Bus, ein emotionaler Abschied: alles scheint feierlich und bedeutsam. Der Bus verschwindet aus dem Bild und mit ihm der mittlerweile zum Teenager gewordene Nerino. Ein neues Leben erwartet ihn, ein Leben an der Seite seines Vaters. Das ist nur eine Veränderung der bisherigen Episoden.
Ein weiterer ist der Auftritt von Camilla in einer anderen Szene. "Das kleine Mädchen aus Bolivien," erklärt Terence Hill "überreicht dem Bürgermeister einen Brief von ihrer Mutter, die erst kürzlich verstarb." Niemand weiß, wer das Mädchen ist, das nach Don Matteo sucht. Aber eines ist sicher, wir werden verwirrt sein, noch mehr die Pfarrhausbewohner, wenn das Kind durch die Kirche läuft und ihn "Papa" nennt. "In Wirklichkeit bin ich nur ihr Pate." erklärt der vielseitig talentierte Star.
Doch wir werden warten müssen, bis uns Geschichten, ähnlich wie diese, vor Spannung fesseln. Aber in der Zwischenzeit können wir etwas Zeit mit ihm verbringen: Mario Girotti, Künstlername Terence Hill. Ein Star, präzise, ernsthaft, introspektiv. Sogar wenn er ruhig ist, ist sein Gesicht wie ein Spiegel zu seiner Seele. "Ihr müsst eine Pflanze darstellen?", beginnt er uns durch die Lehrmethoden der Schauspielschule zu führen, "Erforscht was in Euch steckt, nutzt Eure Lebenserfahrung die große Emotionen in Euch hervorgerufen haben und gebt sie am Set wieder."
Erforscht was in Euch steckt: das sagte auch Paolo Boncanelli in "Le Furberie de Scapino", erinnert uns Terence Hill. Um es noch mal zusammenzufassen, erklärt er es mit den Worten von Flavio Insinna: "Wenn jemand an einem Trauma leidet, geht er entweder zum Psychologen oder er wird Schauspieler!" In Italien vertraut man seine Probleme eher der Polizei, Hausärzten oder dem Pfarrer an, aber in den USA? "Die meisten würden zu einem Psychiater gehen.", sagt er mit einem Lächeln, "Das würde im Fernsehen nicht funktionieren. Vielleicht deshalb, weil sich niemand traut es auszuprobieren."
Wir reden nun darüber, wie er beschrieben wird: freundlich, ein Blick der Friedlichkeit und Güte ausstrahlt. Terence lacht und sagt: "Das sagt man über mich, seit ich Don Matteo darstelle. Ich bin meiner Mutter sehr ähnlich: sie war eine lebhafte deutsche Frau, nicht so wie der stereotype und kalte Nordeuropäer im Vergleich zu den Südeuropäern. Mein Vater, der aus Umbrien stammt, sagte beinahe kaum ein Wort. Egal, nur ein kleiner Teil von mir steckt auch in den Charakteren, die ich darstelle. Ich würde auch gern eine Rolle mit einem schlechten Charakter spielen."
Wir würden ihn warnen, dass das für seine gutmütige Persönlichkeit schwierig sein würde, wenn wir nicht wüssten, dass wir vor einem großartigen Schauspieler sitzen, der dazu fähig ist, die verschiedensten Charaktere darzustellen. Wie können wir ihn uns in einer bösen Rolle vorstellen: mit scharfsinnigem Grinsen, dunklen Lippen, ungepflegter Haut, tiefgründigem Blick (wie Apostel Paul in einem Gemälde von Dürer), jemand der weiß mit seiner bloßen Anwesenheit eine bedrohliche Atmosphäre zu erschaffen. Eine Gestalt, die zu verblassen scheint, wie in einem Gemälde von Rembrandt, den Terence Hill bewundert. Es mag vielleicht seltsam sein, aber zur Frage: "Lieblingsmaler?", sagte unser Pfarrer nicht "La Primavera" von Botticelli, oder "Il Bacio" von Klimt, nein, er antwortete: "Dürer, Rembrandt, Mantegna, mittelalterliche Künstler, Deutsche Expressionisten deren Bilder energisch, bewegend und entbehrend sind."
Energisch, bewegend und entbehrend: so stellen wir ihn uns vor in der Rolle des Gangsters. Aber wir sehen ihn vor allem in der Rolle des Alarico Silvestri. "Er war der Bruder meiner Großmutter.", erzählt Terence Hill uns begeistert. "Ich erinnere mich daran, als ich noch ein Kind war, gingen wir oft zu seinem Denkmal. Ich wusste nicht wer er war. Doch dank der Vereinigung für Alarico Silvestri", mit der er zusammenarbeitet, "wuchs in mir der Wunsch zu verstehen, was einen 20 Jahre jungen Mann dazu bewegen kann, nach Griechenland zu gehen und für seinen Glauben zu kämpfen. Ich möchte darüber gern einen Film drehen. Aber meine Freizeit reicht dafür zurzeit leider nicht aus."
"Stehen andere Projekte an?" "Ja, einige.", antwortet er enthusiastisch. "Ich schreibe gerade an einem Drehbuch mit meinem Sohn, aber es ist noch zu früh, um darüber zu erzählen. Und vielleicht einen Gebrüder Grimm Film mit Bud Spencer!"
Die letzte Frage: "Fühlen Sie sich als Don Matteo mit jemanden partnerschaftlich verbunden?" "Nein.", sagt er ruhig. "Don Matteo wird von mehreren Charakteren beeinflusst. Er ist nur ein Spieler in einem Orchester, welches derzeit von Giulio Base, der die Serie sehr mag, dirigiert wird. Dank gilt aber auch einer anderen Person: dem wunderbaren, seriösen und engagierten Pino Donaggio, Komponist der Musik für die Serie. All seine Melodien, seine Mitarbeit an den Episoden, haben sehr zum Erfolg von Don Matteo beigetragen!"
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